Verbände von Herero und Nama lehnen Vereinbarung Namibias mit Deutschland ab
Verbände und Sprecher der Stämme der Herero und Nama kritisieren das Abkommen, das die Regierung von Namibia mit Deutschland in der vergangenen Woche geschlossen hat. Manche lehnen es entschieden ab. Ein Verband von Häuptlingen der beiden Volksgruppen fordert eine Verschiebung der geplanten Unterzeichnung, wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet.
Der von der Regierung anerkannte Rat der Häuptlinge erklärte am Montag, die Vereinbarung sei "ein Affront gegen unsere Existenz". Die Zahlung von 1,1 Milliarden Euro als Aufbauhilfe über 30 Jahre bezeichnete er als "beleidigenden Betrag". Die Häuptlinge erkennen Deutschlands Schuldeingeständnis an. Die Reparation jedoch müsse nachverhandelt werden.
Eine weitere Organisation, die Ovaherero Traditional Authority, sprach sogar von einem Betrug der namibischen Regierung. Die betroffenen Stämme seien nicht rechtzeitig an den Verhandlungen beteiligt worden.
Der Nachrichtensender ntv.de veröffentlichte am Freitag ein Gespräch mit einem Vertreter der Gemeinde Otjombinde im Osten Namibias. Chief Boas Tjingaete ist sowohl traditionelles Oberhaupt als auch Pastor der Gemeinde. "In all der Zeit hat unsere Regierung nur Leute aus den eigenen Reihen mit den Verhandlungen betraut. Wir Betroffenen konnten die Gespräche nur aus der Ferne verfolgen, denn mit uns wollte sich niemand an einen Tisch setzen."
Tjingaete erhebt schwere Vorwürfe: "Wir haben keinen blassen Schimmer, was mit dem Geld passiert ist. Bei den Betroffenen ist jedenfalls nichts angekommen, sie leben immer noch in Armut. Stattdessen bereichern sich Menschen daran, die frei sind und nie Unrecht erfahren mussten."
Der Pastor spricht sich auch gegen die geplante Entschuldigungsrede von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier aus. Tjingaete fragt, wo der Präsident die Rede halten wolle. Im Parlament? Dort könnte er sie nicht an die Menschen richten, bei denen er sich entschuldigen will.
Abschließend sagt er ntv.de: "Wir erheben unsere Stimmen und protestieren, aber innerlich weinen wir. Es ist schmerzhaft, wirklich schmerzhaft. Wir wollen, dass die Welt uns zuhört, dass sie von unserem Schmerz weiß – und versteht, warum wir eine angemessene Entschädigung fordern."
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