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Gefährliche Fiebersaftalternativen: Apotheken warnen Eltern vor Herstellung eigener Präparate

Das Kind hat Fieber, aber der dringendst benötigte Fiebersaft ist aufgrund anhaltender Lieferkettenprobleme nicht zu bekommen: ein Szenario, das in Deutschland derzeit vielen Eltern bekannt vorkommen könnte. In ihrer Verzweiflung suchen sie daher nach Alternativen.
Gefährliche Fiebersaftalternativen: Apotheken warnen Eltern vor Herstellung eigener PräparateQuelle: www.globallookpress.com © Frank May

Grippe, Husten, Halsschmerzen, hohes Fieber – viele Kinder leiden derzeit an Atemwegsinfekten. Die heftige Infektwelle bringt derweil aber längst nicht nur mehr Krankenhäuser und Kinderärzte ans Limit, sondern auch die Eltern selbst. Antibiotika? Aus. Fiebersaft? Keine Chance. Denn viele der Linderung versprechenden Medikamente sind aufgrund diverser Lieferkettenprobleme nicht lieferbar. Die betroffenen Eltern bringt das zumeist in eine Konfliktsituation: Einerseits möchten sie ihren Kindern helfen, andererseits sind Paracetamol- und Ibuprofen-Fiebersäfte aufgrund von Lieferengpässen derzeit jedoch oft ausverkauft. Wieso den dringend benötigten Fiebersaft dann nicht einfach selbst herstellen, fragen sich viele.

Eltern, die im Netz nach Alternativen zu herkömmlichem Fiebersaft suchen, stoßen dabei auf ein immer breiter werdendes Angebot an Anleitungen, die suggerieren, dass man das Medikament auch zu Hause herstellen kann. "Eine Tablette Ibuprofen 400 mg in ein Glas Wasser oder Apfelsaft geben und gut umrühren, die benötigte Menge kann nun mit einer Spritze entnommen werden", heißt es beispielsweise in einer der vielen vermeintlich Abhilfe schaffenden Anleitungen im Internet. Von solchen Versuchen rät Dr. Annina Bergner, Apothekerin und Autorin, Eltern jedoch dringend ab: Ganz so einfach wie in dem Beispiel dargestellt sei die Zubereitung von Fiebersaft nämlich nicht, betont die Apothekerin in einem Anfang Januar erschienenen Gastbeitrag für die Deutsche Apothekerzeitung.

Zum einen löse sich der Wirkstoff der ins Wasser gegebenen Tablette nur zu einem kleinen Teil heraus. Ein Großteil verbleibe hingegen ungelöst in der Tablette. Zum anderen könne es bei der Herstellung zu Hause leicht zu gefährlichen Über- oder Unterdosierungen kommen. So kann eine Überdosierung etwa der Leber schaden, was letztlich viel schlimmer als das Fieber des Kindes ist. Neben einer möglichen fehlerhaften Dosierung bestehe bei einer nicht fachmännisch zubereiteten Mischung zudem die Gefahr, dass sich in dem Gemisch aufgrund fehlender Konservierungsstoffe Mikroorganismen wie etwa Bakterien bildeten. Diese können im schlimmsten Fall zusätzliche Erkrankungen an verschiedensten Organen hervorrufen, etwa der Haut, den Atem- und Harnwegen oder im Magen-Darm-Trakt. Die Symptome einer bakteriellen Infektionen können dabei von harmlosen Hautausschlägen, Husten und Schnupfen, Schmerzen beim Wasserlassen bis hin zu Übelkeit, Erbrechen und Durchfall reichen.

Die Herstellung von Arzneien sei daher nicht umsonst Aufgabe von pharmazeutischem Personal, das dies an Universitäten oder an Berufsfachschulen für pharmazeutisch-technische Assistenten gelernt hat, mahnt Bergner. Wer die Herstellung von Pharmazeutikern nicht selbst erlernt hat, sollte also die Finger davon lassen – zumal es trotz der Lieferengpässe auch weiterhin Alternativen gibt. So sind viele Apotheken mittlerweile beispielsweise dazu übergegangen, die dringend benötigten Fiebersäfte selbst herzustellen. Diese haben die gleiche Qualität und enthalten die gleichen Wirkstoffe, entweder Ibuprofen oder Paracetamol.

Eine weitere Alternative zu Fiebersaft kann die Gabe von Tabletten oder die Verwendung eines Zäpfchen mit den gleichen Inhaltsstoffen sein. Einziges Manko: Zäpfchen sind bei den allermeisten Kindern sehr unbeliebt. Aber auch bei Tabletten ist der Protest manchmal groß. Zudem muss auch hier auf die richtige Dosierung geachtet werden. Eltern können ihren Kindern von den Paracetamol-Tabletten für Erwachsene mit 500 Milligramm im Notfall schon ab vier Jahren eine halbe Tablette geben. Ibuprofen darf hingegen erst ab einem Alter von sechs Jahren verabreicht werden – entweder die Hälfte einer 400-Milligramm-Pille oder in Form von Granulaten zum Auflösen, empfiehlt das Bundesinstitut für Arzneimittel- und Medizinprodukte (BfArM).

Zusätzlich können Wadenwickel dabei helfen, das Fieber des Kindes zu senken. Dazu werden die Unterschenkel mit feuchten Tüchern umwickelt. Sobald diese Körpertemperatur angenommen haben, sollten sie aber wieder abgenommen werden. Angewendet werden sollte dieses Hausmittel allerdings nur, wenn sich die Haut des Kindes auch wirklich warm anfühlt. Wichtig ist außerdem, das fiebernde Kind mit ausreichend Flüssigkeit zu versorgen. Daneben kann auch Hühner- oder Gemüsesuppe dabei helfen, den kränkelnden Sprössling wieder auf die Beine zu bekommen.

Jetzt, wo die medizinischen Fragen geklärt sind, mag sich so manch ein Elternteil aber immer noch die Frage stellen, wie das Medikament dem Kind ohne Drama verabreicht werden kann. Denn Medikamente einzunehmen ist für Kinder ja kein Vergnügen. So können die lieben Mamas und Papas in vielen Fällen sicher sein, dass der Nachwuchs diesen Widerwillen laut und deutlich ausdrücken wird. Wie soll man also einem protestierenden Kind ein Medikament geben? Um die bei manchen Kindern zu erwartende Abwehrhaltung gegen die Einnahme der Medikamente zu umgehen, können Eltern die Tabletten gebröselt zum Beispiel heimlich mit etwas Joghurt oder Flüssigkeit verabreichen. Dabei sollten sie jedoch unbedingt beachten, dass das Kind auch alles austrinkt oder aufisst, damit es auch die gesamte Menge des Medikaments aufnimmt.

Doch was löst die Lieferengpässe überhaupt aus?

Die derzeitigen Lieferengpässe gehen auf zwei Faktoren zurück. Zum einen sind da die ganz banalen Lieferkettenprobleme. Diese betreffen bereits Gläser und Flaschen zum Abfüllen der Medikamente, Papier für die Beipackzettel oder die Kartonage für die Verpackung. Zum anderen wurde die Produktion der Medikamente über die letzten Jahre zunehmend nach China oder Indien verlegt. Das hat den Grund, dass im Ausland außerhalb Europas die Rendite für Unternehmen zumeist einfach höher ist. Dort fallen beispielsweise Zwangsabgaben weg, und es wird kein Mindestlohn gezahlt. Normalerweise stellt das zwar kein Problem dar.

Doch durch pandemiebedingte Störungen der weltweiten Lieferketten fehlen hierzulande nun die zur Herstellung von Medikamenten benötigten Wirkstoffe. Werden sie dann doch geliefert, können manche Chargen aufgrund von Verunreinigungen oftmals zudem nicht verwendet werden. Nach Auffassung des Bundesinstituts für Arzneimittel- und Medizinprodukte ist die aktuelle Knappheit zudem darauf zurückzuführen, dass sich manche Apotheken und Großhändler die Lager zu voll machten. Infolgedessen fehlten die Arzneien dann andernorts. Aber auch die gesteigerte Nachfrage nach Kindermedizin aufgrund der Atemwegsinfektionswelle habe zu dem derzeit herrschenden Mangel beigetragen. Ungeachtet der Ursache sei daher weiter von einer Verteilproblematik auszugehen, teilte die Behörde vor wenigen Tagen mit.

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