Meeting Gorbatschow – Besuche beim ehemaligen Präsidenten der Sowjetunion

Der erste und letzte Präsident der Sowjetunion, der wie kein Anderer die Welt zum Besseren verändert hat, wird am 2. März 90 Jahre alt. Diesen Mann persönlich zu treffen, ist ein Wunsch, den man selten auch nur zu träumen wagt. Wie ist es, wenn er sich tatsächlich erfüllt?
Meeting Gorbatschow – Besuche beim ehemaligen Präsidenten der SowjetunionQuelle: www.globallookpress.com © imago stock&people

von Leo Ensel 

Was bedeutet es, wenn über jemanden gesagt wird, es sei still um ihn geworden? Weilt er nicht mehr unter den Lebenden? Hat er sich zur Ruhe gesetzt? Hat er nichts mehr zu sagen? Ist von ihm nichts mehr zu erwarten? 

Nichts von all dem trifft auf Michail Gorbatschow zu. Und wenn es „still um ihn“ geworden ist, dann bedeutet das in diesem Falle nichts Anderes, als dass er in den (deutschen) Medien in den letzten Jahren nur noch selten präsent war! Und dafür gibt es gute schlechte Gründe. 

Der ehemalige Präsident der Sowjetunion, dem die Menschheit unter anderem verdankt, dass sie über 30 Jahre lang von Atomkriegsängsten unbehelligt gut schlafen konnte, unser Gorbi, einst ‚Everybodys Darling‘ in Deutschland, hatte es nämlich gewagt, abweichende Meinungen zum neuen West-Ost-Konflikt zu äußern. Die Sezession der Krim rechtfertigte er mit dem – auch von ihm stets respektierten – Selbstbestimmungsrecht der Völker, den USA warf er ungerechtfertigten Triumphalismus nach dem Ende des Kalten Krieges, das Scheitern der Abrüstungs- und Rüstungskontrollverträge und das Streben nach Weltherrschaft vor und die deutschen Medien kritisierte er für deren einseitige, oft anklägerische russlandfeindliche Berichterstattung. Starker Tobak und der Liebesentzug durch die Leitmedien ließ nicht lange auf sich warten. 

Kein Wunder, dass es ‚still um ihn‘ in Deutschland wurde! 

Der Weg zu Gorbatschow 

Dass ich jemals im Leben – und auch noch gleich zweimal – die Gelegenheit haben würde, Michail Gorbatschow persönlich zu treffen und mit ihm zu sprechen, das wäre mir in den Achtziger Jahren, den Jahren der ‚Gorbi-Manie‘, nicht im Traum eingefallen! Und dafür mussten sich nach dem glücklichen Ende des Kalten Krieges, paradoxerweise, die Beziehungen zwischen Russland und dem Westen erst einmal wieder drastisch verschlechtern. Anfang März 2014, die Krim war noch Teil der Ukraine, setzte ich mich an den Schreibtisch und machte mir Gedanken über Wege aus der neuen Eskalationsspirale. Sie liefen, kurz gesagt, auf eine Neukonstruktion des Gorbatschow‘schen „Gemeinsamen Europäischen Hauses“ unter veränderten geopolitischen Bedingungen hinaus. 

Als ich ein erstes Konzept fertiggestellt hatte, nahm ich Kontakt mit dem Deutsch-Russischen Forum auf und wurde prompt im Mai nach Berlin zu dem Kongress „Europe: Lost in Translation?“ eingeladen, den das DRF zusammen mit dem „World Public Forum – Dialogue of Civilizations“ des Putin-Vertrauten und ehemaligen Präsidenten der russischen Eisenbahn, Wladimir Jakunin, veranstaltete. Ich hatte ein Thesenpapier dabei, trug in einer Arbeitsgruppe meine Gedanken vor – und staunte nicht schlecht, als in der Abschlusssitzung einen Tag später vom Arbeitsgruppenleiter, Prof. Ruslan Grinberg (Chef der Sektion „Ökonomie“ der Russischen Akademie der Wissenschaften), gleich zwei Absätze meines Papiers vollständig vorgelesen wurden!

Ich sprach Ruslan Grinberg nach dem Kongress an und er fragte mich, ob ich Lust hätte, einen ausführlichen Essay für seine Zeitschrift „Мир Перемен“ (Welt in Veränderung) zu verfassen. Ich fragte ihn, was das für eine Zeitschrift sei und erhielt die Antwort: „Die bringe ich zusammen mit Michail Gorbatschow heraus.“ 

Das ließ ich mir nicht zweimal sagen! Ich schrieb den Essay, er erschien im Herbst 2014 – und es wurde der Beginn einer wunderbaren russisch-deutschen Freundschaft, in der sich alles um die Frage dreht, welchen Beitrag wir beide – er als Russe, ich als Deutscher – zur Deeskalation im Neuen West-Ost-Konflikt leisten können. Gemeinsam entwickelten wir das Konzept für eine internationale „Breite Koalition der Vernunft“, die alle Menschen aus den direkt und mittelbar betroffenen Ländern, denen Deeskalation wichtiger ist als ihre jeweiligen nationalen Narrative, einlädt, sich zusammenzuschließen. Unser „STOP!!!-Appell“, dessen Ziel die Rettung der Politik des Neuen Denkens von Michail Gorbatschow ist, und das ihm zugrundeliegende Konzept wurden sowohl in Deutschland als auch in Russland veröffentlicht. 

Dass bei Grinbergs, wie sich herausstellte, exzellenten Beziehungen zu Gorbatschow immer auch mal wieder von meiner Seite der Wunsch aufkam, den ehemaligen Präsidenten der Sowjetunion persönlich kennenzulernen, versteht sich von selbst. 

Am 18. April 2017 war es endlich soweit. 

„Da bin ich ganz bei Ihnen!“ – Besuch beim Friedensnobelpreisträger 

Die Gorbatschow-Stiftung, ein schwungvoll ausladender dreigeschossiger Neubau aus den Nuller Jahren, befindet sich am Leningradskij Prospekt, einer der großen Moskauer Ausfallstraßen, vom Belarussischen Bahnhof Richtung Nordwesten, fast bis zum Flughafen Scheremetjewo. Dass dort – wie in jeder Metropole – der Verkehr Tag und Nacht in beide Richtungen brandet, es zu Stoßzeiten ewiglange Staus gibt, ist längst Normalität. Ironischerweise wird das Gebäude durch zwei Neubauten flankiert, die es ohne den von Gorbatschow eingeleiteten historischen Umbruch hier mit Sicherheit nicht gäbe: Zur Linken ein Hochhaus der Mercedes-Benz-Vertretung in Moskau und rechts ein Weiterbildungszentrum des russischen Internetproviders Yandex mit einem Starbucks-Café im Erdgeschoss. 

Ich hatte mich auf das Treffen gut vorbereitet und unsere wichtigsten Texte zur „Breiten Koalition der Vernunft“ auf Russisch dabei. Aber bereits im Auto auf dem Weg zum Leningradskij Prospekt schnürte es mir vor Aufregung fast die Kehle zu. Ich trottete Ruslan Grinberg, der sich souverän durch das Stiftungsgebäude bewegte, brav hinterher, wir fuhren im Aufzug zum dritten Stock, überall an den Flurwänden Fotos von Michail Sergejewitsch mit Politikern aus aller Welt oder zusammen mit seiner Frau, steuerten auf eine offene Türe zu, die in einen großen Raum führte – und da saß er am anderen Ende an seinem Schreibtisch, ein bordeauxrotes Polohemd unterm Jackett, im Hintergrund das große Gemälde mit dem Portrait seiner geliebten Raissa. 

Wir gingen zu ihm, schüttelten ihm die Hand, Ruslan und ich setzten uns zu beiden Seiten eines angrenzenden Tisches ihm gegenüber – und die erste Viertelstunde saß ich vor ihm wie ein Erstklässler, der noch nicht mal wagte, an der Tasse Tee zu nippen, die mir seine Sekretärin gebracht hatte. Immerhin tröstlich, dass es selbst Ruslan Grinberg neben mir nicht viel anders zu gehen schien! 

Das erste, was ich herausbrachte, war das, was ich ihm immer schon hatte sagen wollen: „Michail Sergejewitsch, ich möchte mich bei Ihnen bedanken. Kein Mensch hat im vorigen Jahrhundert so viel Gutes für die Menschheit getan wie Sie! Ich denke dabei vor allem an die atomare Abrüstung.“ Worauf er mir über den Schreibtisch hinweg seine Hand entgegenstreckte, mich zu dieser weltbewegenden Erkenntnis beglückwünschte und jovial meinte: „Da bin ich ganz bei Ihnen!“ 

Arrogant? Eingebildet? – Nein.

Er hatte ja recht! Ebenso peinlich wie der Größenwahn der Kleinen wäre ein lumpenhaft-bescheidener ‚Kleinheitswahn‘ der wirklich Großen. 

Wie der Kalte Krieg beendet wurde 

Es war, als hätte ich ihm mit meinem Dank das verabredete Stichwort geliefert. Er fing sofort an zu erzählen. Es war die Geschichte seines Kampfes um atomare Abrüstung und die Beendigung des Kalten Krieges. Gorbatschow begann mit der Warnung Eisenhowers vor dem militärisch-industriellen Komplex – und erst Wochen später ging es mir auf: Da nahm nicht jemand irgendeine Allerweltsphrase in den Mund, sondern hier sprach ein Elder Statesman, der aus Erfahrung sehr genau wusste, mit welch machtvollem Gegner zu beiden Seiten des Eisernen Vorhanges er sich angelegt hatte; ein Gegner, dem, wie der antiken Hydra, für einen abgeschlagenen Kopf zwei neue nachwachsen und der noch lange nicht besiegt ist! Gorbatschow erklärte, ihm und Ronald Reagan sei die atomare Abrüstung gelungen, weil sowohl er als auch Reagan gewusst hätten, was ein Atomkrieg bedeuten würde. (Und ich gestehe: Bezogen auf Ronald Reagan war mir das in dieser Schärfe neu!) 

Zum ersten Mal, so erzählte er, sei ihm die gewaltige Zerstörungskraft der Atombombe bewusst geworden, als in seiner Zeit als Gebietssekretär von Stawropol ein qualifizierter Mann aus Moskau anreiste und einem kleineren Kreis von lokalen Funktionären einen Film mit Originalaufnahmen der Folgen einer Atombombenexplosion vorführte: Die mittlerweile bekannten Szenen vom Blitz, den von der Druckwelle förmlich fortgeblasenen Häusern und Bäumen. Anschließend seien sie alle völlig erschlagen nach Hause gegangen. 

Gorbatschow berichtete von den Gipfeltreffen zwischen ihm und Reagan. Zuerst im November 1985 in Genf, als ihm von Reagan als Erstes alle Verbrechen des Kommunismus um die Ohren gehauen wurden, bis er selbst mit der Frage: „Und wer hat die Atombomben in Japan eingesetzt?“ konterte. Dennoch schafften beide mit ihrer gemeinsamen Erklärung, ein Atomkrieg könne niemals gewonnen und dürfe daher auch niemals begonnen werden und keine Seite dürfe Überlegenheit anstreben, eine erste bahnbrechende Übereinkunft. 

Dann die Krise und die Verhandlungsflaute danach, bis er, Gorbatschow, energisch auf ein schnelles weiteres Gipfeltreffen drängte, das im Oktober 1986 im isländischen Reykjavik stattfand. Und wie die von ihm vorgeschlagene weltweite Halbierung aller Atomsprengköpfe, ja die Abschaffung der Atomwaffe überhaupt, schließlich an Reagans starrer Haltung zu SDI scheiterte. Und wie Gorbatschow – er spricht manchmal von sich in der dritten Person – durch seine öffentliche Uminterpretation des Scheiterns in einen Durchbruch die Situation rettete und damit den Boden für den Abschluss des INF-Vertrages im Dezember 1987 bereitete. Bis hin zum Spaziergang mit Ronald Reagan über den Roten Platz im Juni 1988, wo dieser auf Fragen von Journalisten seine frühere Bemerkung, die Sowjetunion sei das „Reich des Bösen“, als nicht mehr zeitgemäß bezeichnete. Und er deutete seine Enttäuschung darüber an, dass die USA sich nach dem Ende des Kalten Krieges nicht an ihre Vereinbarungen gehalten hätten. 

Gorbatschow doziert 

Ich war beim Zuhören hin- und hergerissen. Als Journalist wäre ich glücklich gewesen über so viele Hintergrundinformationen zur Beendigung des Kalten Krieges aus allererster Hand. Aber ich wollte ja mehr. Ich wollte Gorbatschow gewinnen für unsere „Breite Koalition der Vernunft“ zur Verhinderung eines neuen Kalten Krieges. Immer wieder, wenn Ruslan Grinberg gerade eine Passage Gorbatschows übersetzt hatte, holte ich Luft, wollte einhaken und sinngemäß sagen: „Gerade deshalb ist es so wichtig, dass wir jetzt –“ Aber da machte er bereits weiter! 

Gorbatschow dozierte. Mit dem Habitus des Mannes, der es gewohnt ist, dass man ihm an den Lippen hängt. Ich kam nicht dazwischen. Irgendwann gab ich auf. Ich hatte Angst, die Stimmung zu verderben. 

Dabei machte es ihm sichtlich Spaß, alles ausführlich zu erzählen. Das Treffen schien keine Pflichtübung für ihn zu sein. Er war nicht arrogant. Weder hatte er es eilig, noch vermittelte er mir, dass es eine große Gnade sei, gerade eine Privataudienz bei ihm zu erhalten. Er war freundlich, zugewandt, präsent, redete mich mit Vornamen an, fragte mich nach Alter und Beruf und blätterte aufmerksam mein Buch über Angst und atomare Aufrüstung durch, das ich Anfang der Achtziger Jahre für die westdeutsche Friedensbewegung geschrieben hatte. Besonders lange blieb er an zwei Karten im Anhang hängen, auf denen die genauen Standorte der damals in der Bundesrepublik und der DDR gelagerten Atomsprengköpfe verzeichnet waren. 

Und dann, gegen Ende unseres Treffens, kam es doch noch zu so etwas wie einem Gespräch. Ich berichtete Gorbatschow von unserer Initiative und reichte ihm meine Texte rüber. Er stürzte sich gleich auf unseren „STOP!!!-Appell“, überflog den Text rasch mit dem Gestus, der sofort das Wesentliche erfasst, begann darin herumzukritzeln und strich spontan eine Stelle dick an. Später schaute ich genauer nach: Es war, kaum ein Zufall!, die Passage „25 Jahre nach dem Ende des Kalten Krieges wird weiter östlich eine neue ‚Berliner Mauer‘ errichtet.“ 

Zum Schluss verwies er auf sein Alter und seine Krankheiten, meinte aber, bald werde es Frühling und wärmer – und dann würde er sehr gerne wieder nach Deutschland kommen. Die russisch-deutschen Beziehungen seien ihm besonders wichtig. Der Abschied war sehr freundlich. 

Insgesamt hatte ich 75 Minuten bei Gorbatschow verbracht. Und ich hatte, wie mir Ruslan Grinberg anschließend versicherte, offenbar einen guten Tag bei ihm erwischt! Von der erträumten Unterstützung unserer „Breiten Koalition der Vernunft“ durch Gorbatschow haben wir zwar nichts mehr gehört – aber trotzdem ... 

Inhaltlich hat er sich jedenfalls in seinen Essays und öffentlichen Erklärungen stets nahezu übereinstimmend geäußert. 

Gorbatschow revisited 

Am 20. August 2019 hatte ich die Gelegenheit, Gorbatschow ein zweites Mal zu besuchen. Wieder zusammen mit Ruslan Grinberg, diesmal allerdings noch in Begleitung eines weiteren ungewöhnlichen Mannes. Karl Schumacher, erfolgreicher mittelständischer Unternehmer aus dem Ruhrpott, der über Jahre hinweg aus eigener Initiative unendlich viel für einen anderen Weltenretter getan hatte: Stanislaw Petrow, Oberstleutnant der Roten Armee, der, als im Herbst 1983 im sowjetischen Raketenabwehrzentrum bei Moskau die Sirenen schrillten und fünfmal hintereinander den Anflug amerikanischer Interkontinentalraketen meldeten – wie sich erst später herausstellte, ein Fehlalarm – die Nerven behalten und durch besonnenes Handeln sehr wahrscheinlich den Dritten Weltkrieg verhindert hatte. 

Und es war noch einmal ganz anders. 

Gorbatschow, geistig voll da, aber körperlich geschwächt. Dieses Mal saßen wir nicht vor ihm, sondern, in einem anderen Raum, neben ihm um einen Tisch versammelt. Er war rührend freundlich, noch nahbarer und wirkte zugleich deutlich dünnhäutiger als beim ersten Mal. Wir sprachen über die sicherheitspolitische Lage nach dem Ende des INF-Vertrages.

Zum Abschied drückte ich ihm beide Hände und bat ihn augenzwinkernd: „Пожалуйста, спасите мир еще второй раз!“ (Bitte retten Sie die Welt noch ein zweites Mal!) 

„Was jetzt auf dem Spiel steht“ 

Michail Gorbatschow wird nun biblische 90 Jahre alt. Mag sein, dass es hier eine Zeit lang still um ihn geworden war, weil die deutschen Medien ihn zum Denkmal degradiert und als Warner ignoriert hatten. Seit dem 30. Jahrestag des Mauerfalls beginnt sich das, trotz chronisch angeschlagener Gesundheit, jedoch wieder zu verändern. Punktgenau zu diesem Jubiläum hatte er ein neues Buch veröffentlicht, das sich liest wie sein politisches Vermächtnis. Hier holt er nochmal groß aus. Und zeigt am Beispiel der Militarisierung der Weltpolitik, der Ökologie, des Prozesses der Globalisierung mit ihren Folgen in allen Lebensbereichen, wie aktuell sein Neues Denken im dritten Millennium ist. Und wie notwendig dem auf allen Ebenen ein Neues Handeln zu folgen hat. Schließlich geht es um nichts Geringeres als um das (Über)-Leben der Menschheit im 21. Jahrhundert. 

Gorbatschow geht aufs Ganze. Immer wieder drängt sich beim Lesen der Eindruck auf, als spreche hier kein Elder Statesman, sondern der Generalsekretär der Vereinten Nationen: „Wir sind EINE Menschheit! Wir leben alle auf EINEM Planeten!“ Sein Ansatz ist so leicht formuliert, wie er schwer umzusetzen ist. Und Mitte April letzten Jahres plädierte er angesichts der globalen Corona-Pandemie für eine Entmilitarisierung des Sicherheitsbegriffes und – Apologeten des Zwei-Prozent-Ziels sollten sich das hinter die Ohren schreiben! – eine Kürzung der weltweiten Rüstungsausgaben um 10 bis 15 Prozent: 

„Das übergeordnete Ziel muss die menschliche Sicherheit sein: Bereitstellung von Nahrungsmitteln, Wasser und einer sauberen Umwelt sowie Pflege der Gesundheit der Menschen. Um dies zu erreichen, müssen wir Strategien entwickeln, Vorbereitungen treffen, Reserven planen und schaffen. Aber alle Bemühungen werden scheitern, wenn die Regierungen weiterhin Geld verschwenden, indem sie das Wettrüsten befeuern.“

Es wird wieder vernehmlich lauter um Michail Gorbatschow. Er war nie weg, nach wie vor ist er präsent, auch wenn er sich in dieser Corona-Zeit sicherheitshalber fast nur im Krankenhaus aufhalten kann. Dass gerade das politische Erbe des Neuen Denkens, vor allem in Gestalt der Abrüstungs- und Rüstungskontrollverträge, mutwillig an die Wand gefahren wird, ist er nicht bereit widerstandslos hinzunehmen. Sein Anliegen ist, heute wie damals, dasselbe. Hoffen wir, dass er uns noch eine Weile erhalten bleibt! In dieser spannungsgeladenen Zeit ist er, leider!!, wieder genauso wichtig wie Mitte der Achtziger Jahre. Damals hatte er demonstriert, wie man aus einer schier ausweglosen brandgefährlichen Sackgasse doch noch herauskommen kann – wenn der unbedingte Wille dazu vorhanden ist. Das geistige Rüstzeug dafür, das von ihm mitentwickelte Neue Denken, nie war es so wertvoll wie heute! 

Nun liegt es an uns, gute Erben zu sein.

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