Russland

Karin Kneissl zum Verhältnis Russland – Westen: "Scheidung erwies sich leider als sehr hart"

Die Beziehungen zwischen Russland und den westlichen Ländern erinnern an eine schwierige Scheidung, sagte die frühere österreichische Außenministerin Karin Kneissl gegenüber der Nachrichtenagentur TASS am Rande des Internationalen Wirtschaftsforums in Sankt Petersburg. Gerichtliche Auseinandersetzungen stünden dabei noch aus, so Kneissl.
Karin Kneissl zum Verhältnis Russland – Westen: "Scheidung erwies sich leider als sehr hart"Quelle: Sputnik © WLADIMIR ASTAPKOWITSCH

Karin Kneissl, die ehemalige Außenministerin Österreichs, hat am Rande des Internationalen Wirtschaftsforums in Sankt Petersburg am Donnerstag der russischen Nachrichtenagentur TASS ein Interview gegeben. Auf die Frage, ob man sagen könne, dass die Beziehungen zwischen Russland und dem Westen ruiniert seien, antwortete sie, dass sich "diese mit einer schwierigen Scheidung" vergleichen ließen. Kneissl wörtlich im Interview:

"Die Scheidung erwies sich leider als sehr hart. Und wie es auch bei einer Scheidung von zwei Menschen der Fall ist, wenn zwischen ihnen eine so schwierige Situation entsteht, muss der Streit früher oder später vor Gericht ausgetragen werden. Und das kommt noch."

Russland werde mehrere Gerichtsverhandlungen sowie rechtliche Verfahren durchlaufen müssen, um beispielsweise sein von westlichen Staaten eingefrorenes Eigentum zurückzubekommen, so die Ex-Außenministerin. Ferner nahm sie an, dass das Wort "Scheidung" in diesem Zusammenhang erstmals Ende Februar des vergangenen Jahres vom Kremlsprecher Dmitri Peskow verwendet worden sei. Dann habe sie es auch vom russischen Außenminister Sergei Lawrow gehört: "Es war also ein neuer Begriff."

Zunächst habe sie Schwierigkeiten damit gehabt, ihn zu definieren, später jedoch die Zusammenhänge erkannt, unter anderem angesichts der allgemeinen Lage, aber auch der Cancel Culture gegenüber russischen Künstlern und Sportlern, welche in westlichen Ländern an Fahrt gewonnen habe. Hierbei erwähnte Kneissl auch "alle illegalen Handlungen" wie das Einfrieren russischer Vermögenswerte, unteren anderem der Devisenreserven der russischen Zentralbank, "was absolut inakzeptabel war". Das gelte auch für die Verstaatlichung einer deutschen Gazprom-Tochter sowie einer deutschen Tochterfirma des russischen Mineralölkonzerns Rosneft.

Sie werde, so Kneissl, sowohl von Studenten als auch Journalisten oft gefragt, ob alles gut werde. Hierzu führte sie aus:

"Das ist so ein sehr charakteristischer russischer Satz, aber er kommt bei mir nicht an. Ich verstehe ja, welche Hoffnung dahinter steckt. Aber was bedeutet 'gut'? Für wen ist es gut? Und wie lange? Daher denke ich, dass wir uns in einer neuen Situation befinden, in der nicht alle glücklich sein werden."

Dabei sei sie sich nicht einmal sicher, dass diese neue Lage auch für jene auf lange Sicht günstig sein werde, die bisher Glück gehabt hätten. Weiter gab die frühere österreichische Außenministerin an, dass sie selbst von den aktuellen Ereignissen in hohem Maße betroffen ist, obwohl sie keine Russin sei. Deshalb habe sie nicht vor, noch einmal nach Europa zurückzukehren, "weil es zu viel für mich war". Kneissl fügte hinzu:

"Als Christen wird uns ständig gesagt, dass wir uns entschuldigen müssen. Aber ich glaube, Jesus Christus hatte schon gesagt: 'Eure Perlen sollt ihr nicht vor die Säue werfen.' Also hat alles seine Grenzen."

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